Nicht ich mache die Kunst – du machst sie.
Warum meine Bilder erst im Blick der Betrachter lebendig werden.
Es gibt Momente, die mich als Künstlerin jedes Mal aufs Neue berühren: Wenn ein Mensch – egal ob online, in einer Ausstellung oder im persönlichen Austausch – seine Gedanken, Gefühle oder Fragen mit mir teilt. Manchmal entsteht ein kurzer Satz, manchmal ein tiefes Gespräch. Und nicht jeder Kommentar ist gleich intensiv. Aber einige dieser Begegnungen tragen eine Tiefe in sich, die mich nachhaltig bewegt.
Manchmal sind es Worte der Zustimmung. Manchmal sind es Irritationen, kritische Gedanken oder ein völlig anderer Blick, der meinem Werk plötzlich eine neue Richtung gibt. Nicht nur Bejahung berührt mich – auch Reibung, Widerspruch, ein „Ich sehe das anders“ zeigt mir, dass das Bild etwas ausgelöst hat. Und genau das ist letztlich mein Ziel: Dass Kunst bewegt – in welche Richtung auch immer.
Kunst lebt nicht im Künstler – sie lebt zwischen uns
Ich entdecke immer wieder, dass Kunst kein statischer Zustand ist. Sie ist nicht an meine Perspektive gebunden. Im Gegenteil: Das Spannendste beginnt erst, wenn andere Augen das Bild sehen.
Egal ob jemand Freiheit erkennt, wo ich Verletzlichkeit fühlte, ob jemand Trost sieht, wo ich eine Frage stellte, oder ob jemand irritiert ist, weil ein Werk eine unerwartete Reaktion in ihm auslöst – all das zeigt mir, dass das Bild zu leben begonnen hat. Kunst ist Resonanz. Und Resonanz hat viele Formen.
Neue Perspektiven, neue Fragen, neue Inspiration
Jede Begegnung mit einem Betrachter öffnet mir neue Türen: Zustimmung, Widerspruch, eigene Geschichten, kritische Gedanken, stille Emotionen, überraschende Interpretationen.
Manchmal erkenne ich durch andere Dinge im Bild, die mir selbst verborgen geblieben sind. Es ist, als würden meine Werke durch fremde Augen weiterwachsen – nicht nur durch ihre sanften Reaktionen, sondern auch durch das Unerwartete.
Ich male aus Gefühlen und Gedanken zugleich. Beides läuft parallel – wie zwei Strömungen, die sich gegenseitig nähren. Doch die Betrachter – in Kommentaren, Gesprächen und Ausstellungsräumen – öffnen mir Räume, die ich allein nie betreten hätte.
Wie viel ist Erfindung – wie viel ist Findung?
Wenn sich Menschen mit einem Werk verbinden, entsteht nicht nur Interpretation. Es entsteht Identität. Wir suchen uns selbst in Bildern – und manchmal finden wir Teile, die wir vergessen hatten. Oder Teile, die reiben. Und genau das ist wertvoll: Kunst darf aktiv sein, nicht gefällig.
Es ist berührend, zu erleben, wie meine Kunst nicht nur mein Innenleben spiegelt, sondern auch das der Menschen, die sie betrachten – auf allen Ebenen, leise wie laut.
Kunst ist kein Monolog
Je länger ich künstlerisch arbeite, desto klarer wird mir: Ich bin nicht „diejenige, die erklärt“. Ich bin diejenige, die Räume öffnet.
Ich stelle Fragen. Ich gebe Möglichkeiten. Ich lade ein – aber ich führe nicht. Und der Betrachter entscheidet, was daraus wird – egal ob er sich hingezogen fühlt, berührt, irritiert oder herausgefordert.
Weil diese Momente zeigen, dass Menschen nicht nur schauen – sie fühlen. Sie denken. Sie begegnen sich selbst. Sie spüren Zustimmung, Reibung, Klarheit, Unsicherheit, Erkenntnis. Und all das gibt mir etwas zurück, das genauso wertvoll ist wie die Kunst selbst: Perspektive. Tiefe. Inspiration.
Fazit: Kunst entsteht im Dazwischen
Ich male, weil ein innerer Drang mich bewegt. Aber die Kunst, die „am Ende“ existiert, ist weder nur meine Erfindung noch meine Lösung. Sie ist Begegnung. Sie ist Bewegung. Sie ist ein Raum voller Möglichkeiten.
Und die schönsten Momente entstehen, wenn Menschen mir zeigen, wie lebendig ein Bild werden kann – durch Zustimmung, durch Fragen, durch Staunen und manchmal gerade durch das unerwartete Dagegenhalten. Wenn Kunst bewegt, hat sie ihr Ziel erreicht.