Warum ich meine Kunstpreise neu ausgerichtet habe
Kunst wächst.
Und mit ihr wachsen wir selbst.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Prozess offen teilen möchte – nicht nur mit Sammlern, sondern auch mit Künstlerinnen und Künstlern, die vielleicht denselben Weg gehen. Aber Transparenz gehört für mich zu meiner Kunst genauso wie Farbe, Licht und Lasuren. Darum erzähle ich dir heute, wie es zu meiner Preisentwicklung kam, warum meine Preise nun anders sind – und weshalb ich mich nicht mehr unter Wert verkaufe.
Am Anfang war Unsicherheit – und stille Zweifel
Als ich begonnen habe, meine Kunst hauptberuflich zu machen, war ich in vielen Bereichen noch unsicher: Unsicher, wie man Preise festlegt. Unsicher, ob meine Kunst „gut genug“ ist. Unsicher, wie viel Zeit, Erfahrung und Entwicklung eigentlich wert sind.
Diese Unsicherheit ist sehr normal. Viel normaler, als es in der Kunstwelt zugegeben wird.
Und so habe ich Preise gesetzt, die meiner Entwicklung damals nicht gerecht wurden. Heute weiß ich das. Damals fühlte es sich „vernünftig“ an – oder zumindest sicher.
Der stille Schmerz, unter Wert zu verkaufen
Einige Werke habe ich zu Preisen verkauft, die weit unter dem lagen, was sie an kreativer und emotionaler Arbeit in sich tragen. Ich musste davon leben, also sagte ich mir: „Es ist schon okay.“ Aber in mir drin war da ein leiser Schmerz. Kein dramatischer – eher ein feines Ziehen, das bleibt, wenn man spürt, dass etwas nicht in Balance war.
Und dieser Schmerz ging nie ganz weg. Er war ein kleiner Lehrmeister, der mir sagte:
„Wenn du deinen Wert nicht hältst, wird ihn niemand für dich halten.“
Entwicklung darf sichtbar sein – auch im Preis
Mit der Zeit wurde meine Arbeit tiefer, präziser, ehrlicher. Meine Technik hat sich weiterentwickelt – vor allem meine Lasuren, meine Farbübergänge, mein Umgang mit Licht und menschlichen Emotionen. Ich fühle mich heute viel klarer in meiner Handschrift, meiner Qualität und meiner inneren Haltung.
Ich bin nicht am Ende meines Weges. Aber ich bin viel weiter als früher.
Und genau das darf man sehen. Nicht nur in den Bildern – sondern auch in der Preisstruktur.
Warum ich mich heute nicht mehr unter Wert verkaufe
Weil ich gelernt habe, dass faire Preise kein Ego-Thema sind. Sie sind Selbstfürsorge. Und sie sind Respekt gegenüber der eigenen Arbeit.
Ich weiß heute: Ich kann mich nicht mehr unter Wert verkaufen – nicht, wenn ich diesen Weg gesund weitergehen möchte.
Diese Entscheidung ist nicht hart. Sie ist weich, reif und lange in mir gereift.
Preisfindung – und wie man nicht aus dem Bauch heraus entscheidet
Viele Künstler setzen Preise „aus dem Bauch heraus“ – ich früher auch. Aber der Bauch ist kein guter Preisberater. Er kennt Angst, Selbstzweifel und Überlebensdruck. Er kennt selten den eigenen Wert.
Darum orientiere ich mich heute an etwas viel Stabilerem:
Dem Künstlerfaktor.
Ich nenne bewusst keine Zahlen – denn dieser Faktor ist kein Gesetz. Er ist ein Werkzeug, mit dem man:
- Struktur in die Preisfindung bringt
- sich nicht durch Tagesstimmung oder Unsicherheiten beeinflussen lässt
- Wachstum klarer abbilden kann
- stabile Entscheidungen trifft
- besser einschätzen kann, wo man qualitativ steht
Der Künstlerfaktor ist keine internationale Norm. Er ist eher ein Kompass: ein Orientierungspunkt, an dem man Qualität, Technik, Material, Erfahrung und Alleinstellungsmerkmale in Beziehung setzt.
Das Wichtigste daran ist nicht der Faktor selbst – sondern, dass man nicht mehr aus dem Bauch heraus entscheidet.
Was du als Sammler davon hast
Wenn du meine Kunst bereits gesammelt hast oder darüber nachdenkst, weißt du:
- Ich entwickle mich ehrlich.
- Ich kommuniziere ehrlich.
- Und meine Preise sind bewusst gesetzt – nicht impulsiv, nicht willkürlich, nicht künstlich.
Wenn du ein früheres Werk besitzt, besitzt du ein Stück Ursprung. Wenn du ein neues Werk kaufst, kaufst du ein Stück Weiterentwicklung.
Beides besitzt Wert – auf unterschiedliche Weise.
Für Künstler, die noch am Anfang stehen
Wenn du das liest und selbst malst oder gerade erst beginnst, möchte ich dir sagen:
- Es ist normal, am Anfang unsicher zu sein.
- Es ist normal, sich zu klein zu fühlen.
- Und es ist normal, Fehler bei Preisen zu machen.
Wichtig ist nur: Lerne aus ihnen – und wachse daran.
Nutze den Künstlerfaktor als Orientierung. Achte auf deine Entwicklung, deine Technik, deine Einzigartigkeit. Und entscheide nie wieder „aus dem Bauch heraus“. Das ist nicht Stärke, das ist Selbstschutz.
Ich nehme dich gerne mit auf meinen Weg
Ich bin mitten in meiner Entwicklung. Mitten auf meinem Weg. Und es fühlt sich schön an, dass du ihn mitgehst – als Betrachter, als Künstlerkollege oder vielleicht als Sammler.
Danke, dass du da bist.
Eva 🖤