Mehr als ein Produkt: Kunst und Wert
Ein Blick darauf, was Kunst wirklich wert macht – zwischen Drang, Dankbarkeit, finanzieller Realität und der Frage, wie man für ein Unikat einen Preis findet, der sich für beide Seiten richtig anfühlt.
Und auf die Frage, ob Kunst ein Produkt ist, gehe ich am Ende nochmal genauer ein.
Was Geld nicht kaufen kann – und warum Kunst trotzdem ihren Preis braucht
Es gibt zwei Arten von Wert. Den, den man bezahlen kann – und den, der entsteht, wenn jemand ein Bild ansieht und darin etwas spürt, das eigentlich nicht greifbar ist.
Ich habe in meinem letzten Blog darüber geschrieben, warum der Drang zu malen manchmal stärker ist als Worte. Dieser Drang kostet nichts. Er ist einfach da. Er entsteht aus einem inneren Impuls, der sich seinen Weg bahnt, ob ich möchte oder nicht.
Und genau dieser Drang führt zu einer großen Frage, die viele Künstler kennen, aber nur wenige aussprechen:
Ist Kunst eigentlich ein Produkt? Oder ist der Preis etwas ganz anderes als eine Zahl?
Dankbarkeit: Das, was niemand kaufen kann
Es gibt Momente, in denen jemand vor einem meiner Bilder steht und still wird. Nicht weil er nichts zu sagen hat, sondern weil etwas im Inneren plötzlich antwortet.
Diese Momente sind für mich oft viel größer als jede Bezahlung. Es ist eine Art Dankbarkeit, die auf beiden Seiten entsteht:
- ich gebe etwas von mir
- der Betrachter findet etwas von sich
Das ist ein Austausch, der mit Geld nichts zu tun hat – und zugleich der Grund, warum Kunst existiert.
Ich male, weil ich etwas geben möchte. Und jeder, der etwas darin für sich findet, gibt mir mehr zurück, als Geld ausdrücken kann.
Und trotzdem: Kunst braucht Geld
Nicht aus Gier. Nicht als Zentrum. Sondern aus Realität.
Jeder Beruf kostet Geld. Nur sieht man es bei Kunst weniger:
- Material
- Arbeitszeit
- Fehlversuche
- Atelier / Raum
- Versand
- Steuern
- Technik
- Website
- Ausstellungen
- Versicherung
- und vieles mehr
Ein Künstler trägt all das allein.
Und um weiterzumalen, muss ich mich finanzieren. Nicht nur zum Leben – sondern damit Kunst überhaupt entstehen kann.
Würde ich weniger verdienen als nötig, müsste ich einem anderen Job nachgehen – und die Malerei wäre nur noch ein Hobby, das kaum Raum hätte. Und das wäre für mich nicht möglich. Nicht mit diesem Drang. Nicht mit dieser inneren Sprache.
Preise: Der Punkt, an dem Künstler sich selbst begegnen
Ich habe die gleichen Kämpfe geführt wie viele:
- zu niedrige Preise
- Unsicherheit
- das Gefühl, fair sein zu wollen
- das Gefühl, sich selbst klein zu machen
- das Experimentieren zwischen „zu viel“ und „zu wenig“
Und jedes Mal spürte ich:
Wenn ich mich unter Wert verkaufe, verkaufe ich nicht nur ein Bild unter Wert – ich verkaufe mich und den Moment, aus dem es entstanden ist, unter Wert.
Der Künstlerfaktor – über den ich bereits geschrieben habe – hat mir einen Rahmen gegeben. Nicht als starre Regel, sondern als Kompass. Eine Art Gleichgewicht, das beiden Seiten gerecht wird:
- dem Käufer
- der Kunst
- und meinem eigenen inneren Maßstab
Wenn der Preis zu niedrig ist, verändert sich die Verbindung
Dann kaufen oft Menschen ein Werk, weil das Motiv schön ist. Nicht, weil sie eine innere Resonanz spüren.
Das ist völlig legitim – aber es ist nicht die Art von Begegnung, für die ich male.
Die Menschen, die wirklich berührt sind, sind bereit zu investieren. Manchmal sogar in Raten.
Und jedes Mal wusste ich: Dieses Bild hat seinen Menschen gefunden. Es ist die wahre Verbindung.
Der Preis bestätigt nur, was bereits da ist: eine Art stille Wahrheit.
Wertschätzung, Geld, Verbindung – alles in einem einzigen Moment
Ich schenke mit meinen Bildern Räume, die vorher vielleicht nicht da waren. Und Menschen, die diese Räume fühlen, schenken mir in diesem Moment ihre ganze Wertschätzung – nicht getrennt, sondern alles zusammen:
- Dankbarkeit
- Verbindung
- die Entscheidung, dafür zu zahlen
Wenn jemand ein Bild kauft, bestätigt er nicht nur meine Arbeit. Er bestätigt die Verbindung, die er selbst gespürt hat.
Sein Drang, das Werk besitzen zu wollen, ist die Antwort auf meinen Drang, es zu malen.
Der Preis ist deshalb nicht nur Preis. Er ist der Punkt, an dem Gefühl, Bedeutung, Wert und Resonanz ineinanderfallen.
Ist Kunst also ein Produkt? Und wenn ja – in welchem Sinn?
Für mich ist Kunst kein Produkt im herkömmlichen Sinne. Kein Regalartikel. Kein Objekt, das austauschbar ist.
Produkte werden reproduziert. Kunst entsteht einmal.
Produkte basieren auf Funktion. Kunst basiert auf Gefühl, Wahrnehmung, innerer Bewegung.
Produkte entstehen aus Planung. Kunst entsteht aus einem Zustand.
Kunst ist etwas, das zuvor unsichtbar, unfassbar und ungreifbar war – und plötzlich eine Form bekommt:
- aus einem Gefühl
- aus einer Erinnerung
- aus einer Wahrnehmung
- aus einem Moment, der nicht wiederholbar ist
Man könnte sagen: Ich mache ein inneres Erleben äußerlich sichtbar. Ich gebe etwas Physisches einer Sache, die vorher nur Gefühl war.
Das ist für mich der Grund, warum Kunst kein Produkt ist – nicht im klassischen Sinne.
Denn sie ist ein Unikat. Ein einmaliges Entstehen. Ein Raum, der nur für diesen einen Betrachter genau so existiert.
Natürlich ist das meine subjektive Wahrnehmung. Jeder Künstler findet seinen eigenen Weg. Für mich ist das eine der wichtigen Erkenntnisse der letzten Zeit.
Die Balance, die ich heute gefunden habe
Ich bepreise meine Kunst heute so, dass sie im Gleichgewicht bleibt:
- fair für den Käufer
- fair für die Kunst
- fair für mich
Geld ist notwendig, damit Kunst entstehen kann. Aber Geld ist niemals der Ursprung. Der Ursprung ist der Drang. Der Wert entsteht aus der Verbindung. Der Preis bringt beides zusammen.
Zum Schluss
Ich freue mich über jeden Menschen, der sich die Zeit nimmt, meine Gedanken zu lesen und sich auf meine Kunst einzulassen.
Ich freue mich auf neue Begegnungen, auf Menschen, die sich in meinen Bildern erkennen, auf Gespräche, die sich ergeben und auf Verbindungen, die unerwartet entstehen.
Danke fürs Lesen. Danke fürs Fühlen. Danke fürs Dasein.